Lesung Univ. Prof. Hans Höller

Jedes Jahr am 1. April begeht die Gemeinde Lenzing den "Lenzinger Friedenstag". Den 37. Friedenstag heuer zum ersten Mal als Stadtgemeinde Lenzing an der Ager. Damit soll ein sichtbares Zeichen zur Verständigung der Menschen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft gesetzt werden. 

Da sich im Jahr 2025 das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Wiedererrichtung eines demokratischen Österreichs zum 80. Mal jährt, haben wir aus diesem besonderen Anlass den aus Vöcklabruck stammenden Germanisten und Philologen Herrn Univ. Prof. Hans Höller eingeladen. Prof. Höller beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit dem Werk von Ingeborg Bachmann und ist Herausgeber zahlreicher Bio- und Monografien unter anderem auch über Thomas Bernhard. 

Am 1. April war aber Ingeborg Bachmann die zentrale Figur des Abends. Die Stimme bei der Lesung aus ihrem Kriegstagebuch verlieh ihr mit viel Gefühl Marion Kofler. Bachmanns Kriegstagebuch schildert ihre Erlebnisse in dieser Zeit, erste Verliebtheit und das Aufschimmern des Kriegsendes. An einigen Auszügen dieses Tagebuchs kann man bereits die heranwachsende große Autorin erkennen. Hans Höller las dann aus den im Tagebuch enthaltenen Briefen von Jack Hamesh. Jack Hamesh hieß eigentlich Jakob Chaimicz, war ein polnischer Jude, der in Wien gelebt hatte und 1938 als Achtzehnjähriger noch mit einem Kindertransport nach England flüchten konnte. Während des Krieges kam er als Soldat der alliierten Befreiungsarmee wieder nach Österreich und lernte in Kärnten Ingeborg Bachmann kennen. 

Im Anschluss kam es zu einer regen Publikumsdiskussion und der Abend fand bei einem Gläschen Sekt und einer kleinen Erfrischung seinen gemütlichen Ausklang.